Review Hip-Hop

Carpet Patrol

Carpet Patrol

Melting Pot Music • 2014

Es ist ein beneidenswertes Talent, das richtige Sample zu finden. Doch erst, wenn man die Kunst beherrscht eben jenes Sample in einer fesselnden Beat-Kulisse in Szene zu setzen und damit Forum-Fachmänner wie Spotify-Skipper gleichermaßen zu faszinieren, passiert so etwas wie »Carpet Patrol«. Im Jahr 2014 ist es (glücklicherweise) nicht mehr so einfach allein durch ein hochqualitatives Instrumental-Album zu überzeugen – zu groß ist die Auswahl an erstklassigen Beatmakern und lohnenswerten Releases mittlerweile hierzulande. Doch Deutschrap’s Groove-Schnapsnase Suff Daddy und Bedroomproducer’s liebste Sample-Spürnase Torky Tork haben auf ihrer ersten Kollabo-LP jene Psycho-Synthies, Steinbeißer-Drums und Wunderland-Samples addiert, die Madlib scheinbar direkt vor der Nase weggediggt wurden und 16 instrumentale Geruchsnoten vorgelegt, die die Riechkolben aller Cats und Dogs mit Instinkt für den perfekten Beat wittern sollten. Keine Frage, hier spielt die deutsche Beatmaker-Champions League! Suffys Comfort-Zone bleibt die Rhythmusgruppe und Torky führt nach dem phänomenalen »PR110« sein Klangforschungs-Projekt einmal mehr ad absurdum. Doch ist es vor allem die Symbiose, die »Carpet Patrol« so einzigartig macht – organisch, synthetisch, unorthodox. Der eine Fuß steht in den Stapfen von J Dilla und Premo, mit dem anderen betritt man Next-School-Neuland. Highlights sind unter anderem der titelgebende Future-Jazz-Hop »Carpet Patrol Reprise« mit Dexter oder »Bob Molly« – ein schlafwandelnder Boom-Trap, der Coolness in Zeitlupe konserviert. Bis zum nächsten Album der Betty Ford Boys ist »Carpet Patrol« das einzige Heilmittel gegen die Instrumental-Alben-Verdrossenheit!