Kevin Drew – für immer mit Broken Social Scene in Verbindung gebracht – veröffentlicht nach 7 Jahren sein zweites Soloalbum und stilisiert sich als der Barry White des Indierock. Wobei Rock vielleicht allzu falsche Erwartungshaltungen erweckt, beginnt diese Platte doch bereits mit einem unaufdringlichen Ambient-Teppich, auf dessen gemütlichen Fundament es sich Drew in der Folge so richtig gemütlich macht. Lasziv zurückgelehnt – mal mit, mal ohne Gitarre– erzählt er vom Sex und der Liebe im Leben eines Mittdreißigers. Was erstmal nach unansehnlichem Amateurporno klingt, entpuppt sich als legitimer Entwurf, erstgemeinter und ernstzunehmender Kuschelsongs, die in ihrer musikalischen Tiefe immer wieder das Talent des Kevin Drew für die großen Popmelodien erkennen lassen. „Good Sex“ etwa oder „First In Line“ sind astreine Popsongs, die das Zeug dazu haben, kleine Indie-Hymnen zu werden. Fast beiläufig wird der Gitarre hier eine untergeordnete Rolle eingeräumt, ohne dass man „Darlings“ gleich den Synth-Rock- Stempel aufdrücken will. Vielmehr geschieht hier unmerklich etwas, wonach sich viele Künstler alle Finger lecken würden: Kevin Drews unverwechselbare Stimme und seine Art der Intonation erwecken ein Gefühl der Vertrautheit, das es ihm ermöglicht, sich überall auszutoben und seine Hörer überall hin mitzunehmen, ohne diese zu verstören oder gar zu beunruhigen. Man ist sich einfach nahe. Und seien wir ehrlich: für die erste richtig unpeinliche Kuschelplatte des Indie-Rock kann es doch kaum bessere Vorraussetzungen geben.
Darlings