Manches Wort muss einfach nicht mehr geschrieben werden. Kopfkino etwa. Ekelhaft. Wird viel zu oft benutzt. Sagt gar nichts mehr aus. Und dabei trifft es auf eine Vielzahl an Künstlern, denen eine Aufführung an diesem Ort bescheinigt wird, gar nicht zu. Denn für ein richtiges Kopfkino, für Atmosphäre, für das Abtauchen ins Unterbewusste braucht es viel. Schwere Gitarren müssen am Geist ziehen, der Rhythmus muss die Seele durch ihre Untiefen treiben. Das muss vom Fleck weg passieren. Nicht erst unter Kopfhörern, mit Augen zu und einer Flasche Rotwein. Multiinstrumentalist und Barn Owl-Mitglied Jon Porras schafft sowas in den stärksten Momenten seines neuen Albums »Light Divide«, dann trifft er wirklich die Zwischentöne, die bei Demdike Stare und Tim Hecker in den leisen Momenten hinten rüberfallen. Große Melodien braucht es da nicht oder Jon Porras zerstückelt sie so weit, dass sie irgendwo im Hintergrund vor sich hinarbeiten, dass kein Mensch sie mehr zusammensetzen kann. »Pleiades« ist das beste Beispiel, wenn der Beat langsam aufschlägt wie ein Tropfen und sich da Flächen und Strukturen verschieben. Wie Felsen wachsen da einzelne Sound von der Decke und vom Boden, bohren sich stoisch in die Realität. Das passiert letztendlich dann in allen Songs mehr oder wenig. Und mehr oder weniger steigt das eigene Gehör darauf ein. Denn »Recollection« kann schon einmal einfach weiterziehen, ohne groß aufzufallen. Netter Drone, ein bisschen Ambient, ein wenig Soundtrack eben.Wer hier sein Kopfkino anwerfen will, bitte, allerdings holt Jon Porras niemanden dafür ab. Der Film läuft in der absoluten Dunkelkammer. Und egal, ob jemand auf das Flimmer starrt oder nicht – er ist da.
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Light Divide