Das Golden Age, jene wundersame Phase zwischen den späten 1980er und frühen 1990er Jahren, ist vermutlich auf ewig Hip Hops erstes Repertorium. Auch Shawn Lee hat dieser Dekade mit einem Haufen Drum-Break-Platten und Schlagzeug-Beiträgen für die Dust Brothers einige Liebesbekundungen an die imaginäre Pinnwand gepostet. Vom Sampling will der Videospiel-Musikproduzent auf »Golden Age Against The Maschine« ironischerweise dennoch nichts wissen, er spielt einfach alles selbst ein. Für die anschließende Verarbeitung dieser Multiinstrumentierung sind selbstverständlich MPC 60 oder die SP 12 die Waffen seiner Wahl – jene eklektische Collagenästhetik von Platten wie »3 Feet High And Rising« bleibt unverzichtbarer Bestandteil seines Hip Hop-Kosmos. »Golden Age« ist dadurch eine Archivaufbereitung sondergleichen geworden: »Back To The Future« scharmützelt mit Afrika Bambaataas klassischen B-Boy-Bomben, »We Got The Jazz« verneigt sich vor Stetsasonic, »Boom Bap« klingt wie ein Outtake von ATCQ und bei »Hip Hop Harpe« vermag der Kenner gar Verweise auf frühen Südstaaten-Rap heraushören. Wenn dann noch Miles Bonny seine dickflüssigen Crooner-Vocals lacet, Busdriver seine Turbo-Tales hyperaktiviert und Shawn Lee sogar die leidenschaftliche Mutter Princess Superstar (!) vom Kinderwagen vor das Mikrofon locken kann, avanciert »Golden Age Against The Maschine« zu genau jenem Liebhaberalbum, das eine perfekte Balance aus Tradition und Innovation unter der Nadel auspendelt. Der 90er-Sound hat zumindest gefühlt heute mehr Epigonen hervorgebracht als das Golden Age Künstler hatte. Shawn Lees LP ist aber Verbeugung und Vermächtnis eines Zeitzeugen in einem – und damit Grown-Man-Hip Hop im positivsten Sinne.
Shawn Lee’s Ping Pong Orchestra
Reel To Reel
Ubiquity