Schon beim 2011 erschienenen Debüt »Black Up« von Shabazz Palaces fragte sich so manche/r, was da eigentlich genau abgeht. Jubelarien und verwirrtes Kopfschütteln waren die Reaktionen – und auf beides kann man sich auch bei »Lese Majesty« schonmal einstellen. Noch ambitionierter und vertrackter, noch verworrener und obskurer, noch weiter weg von klassischen Hooks und 16-Bars-Rap, Radio- und Party-Hip Hop. Stattdessen jongliert der Multiinstrumentalist Tendai ›Baba‹ Maraire mit Versatzstücken aus Genres zwischen Tribal, spacigem P-Funk und grob granuliertem Dubstep. Er baut »Lese Majesty« aus sieben Mini-Suites auf, trocken und minimalistisch produziert, dunkel brodelnd. Stellenweise ist das vergleichbar mit der Intensität von Trickys »Angels With Dirty Faces« nur mit dem leicht nasalen, heliumhaltigen Rapflow von Ishmael Butler, der wiederum etwas an Kool Keith erinnert. Wie die Titel der Suites (»Murkings On The Oxblood Starway«) sind auch Ishmael Butlers Texte kryptisch und vieldeutig. In ihnen ist zwischen Mysterien, Weltraumphantasien, Verschwörungstheorien und Apokalypse sogar noch Platz für sweet talk wie »You’re a bird song visualized« – sexy ist es also stellenweise auch noch. Das alles macht Shabazz Palaces‘ »Lese Majesty« zu einem Abgesang und gleichzeitig zu einer Fortschreibung von sowohl Afrofuturismus als auch der gesamten Hip Hop-Historie. Endlich mal wieder ein Album als Gesamtkunstwerk, und dazu noch so ein faszinierendes Mysterium.
Lese Majesty