Man bekommt ja nicht einfach so die Schnauze voll. Beispiel Kuchen: Mama macht richtig leckeren Kuchen. Apfelkuchen wegen mir. Dann bekommst du aber plötzlich an allen Ecken Apfelkuchen – bei Freunden, auf Partys, bei Tanten, überall. Und die Apfelkuchen der anderen sind viel schlechter als der von Mama. Aber trotzdem sind sie überall. Du bekommst von Apfelkuchen die Schnauze voll. So war’s auch mit dem Genre Beatmaking/Wonky/Glitch/DuWeißtSchonWas. Plötzlich war es überall. Aber Flying Lotus blieb stets der Übervater, der erste Apfelkuchen. Ansonsten gab es viel zu viele Beats in viel zu mittelmäßiger Qualität. Schnauze voll! Mit Mndsgn ist da jetzt einer, der zwar das Rezept nicht neu erfindet, aber es eben perfekt anwendet. Damit genug der Backmetaphern. Jedenfalls gehört Mndsgn aus Los Angeles (duh, woher sonst?!) zu einer vielleicht gerade so zweistelligen Zahl an Beatmakern, die einfach zu gut sind, als dass sie zum Gefühl der Redundanz beitragen könnten. Klar, auch dessen Debütalbum für Stones Throw, »Yawn Zen« ist im Groben an Hand der üblichen Vergleichsmaße schnell beschrieben: stottert wie J Dilla, jazzt wie Madlib und wummert wie eine Nacht bei »Low End Theory« in Los Angeles. Aus einigen Tracks hört man ganz deutlich, welche Schaffensphase von Flying Lotus als Inspiration diente. Aber ist es hier eben keine Blasphemie zum x-tausensten Mal Flying Lotus, J Dilla und Madlib heranzuziehen! Und das will dann wirklich was heißen. »Yawn Zen« knattert die Appetitlosigkeit weg. Umspielt sie mit etlichen Texturen und Live-Instrumenten und verschafft einem mit dösigen Gesangseinlagen und psychedelischen Gitarrenriffs den Kifferhunger. Man fühlt sich, als wäre es wieder 2008. Das beste Jahr des Genres.
Yawn Zen