Aussagekraft des Artworks ist bei Veröffentlichungen von Planet µ zuweilen Glückssache – ganz unabhängig davon, wie ansprechend es daherkommt. So künden die synthetischen Engel, deren Stimmen die Stücke von µ-Ziqs neuer EP bevölkern, von einer wolkigen Seligkeit, die so gar nicht zu den wetterdräuenden Klüften des Coverfotos passen will. An der »Taxi Sadness« betitelten Pforte empfängt uns vielmehr ein alter Breakbeatfreund in Pianoglitter und mit 808-Cowbell an der Seite, dann tragen uns Arpeggien auf kleinen Hi-Hat-Propellern über die Wipfel (»Rimmy«), setzen uns ab am in der Sonne glitzernden Bergsee von »PRG«. Dort jedoch überfällt uns ob so viel Glück die Schwermut: Lange Schatten legen sich aufs Wasser, mit großen Schwingen ziehen Melodien übers Farbspiel des Himmels, wie sie sich Kuedo nicht besser hätte ausdenken können, dessen Neoromantik hier, in »Blem«, noch deutlicher als sonst Pate gestanden hat. Oder John Foxx, wenn man dem Info glauben soll. In der Tat kann sich Mike Paradinas auf »Rediffusion« ganz auf sein eigenes melodisches Gespür verlassen, den Rest besorgt souveränes, effektives Handwerk mehrstimmigen Arrangierens; mit originellen Einfällen oder auch der ihm oft eigenen dramatischen Eruptivität behilft er sich hier ebensowenig wie mit dem Farbenreichtum des 12"-Vorgängers »XTEP«. »Rediffusion« ist konzentrierter Ruhepunkt mit klarem erzählerischen Bogen und natürlich viel konservativer als die futuristischen Soundvorbilder aus Mike Paradinas‘ jungen Jahren. Das Aufscheinen des Halbprivaten gerade in gemeinsamen Interviews mit seiner Ehefrau und Partnerin bei Heterotic mag ja dazu verleiten, in seinen dritten Frühling der 1980er Jahre allzuviel Spiegelung persönlicher Befindlichkeit hineinzulesen. Auf der B-Seite ist jedenfalls das Licht längst ausgegangen, fahler Mondschein schweift über ausliegende Gebetsmühlen, die nachtschlafende Fußgängerzone singt uns das Grab, und nur für die Cowbell gibt es eine ewige Wiederkehr, als tränentropfende Trauerfigur.
Rediffusion