»Africa, including Angola, they have to make sure that they are not part of a new colonialism«. Argwohn vor Ausbeutung und verzerrendem Machtgefälle läuft gerade bei Musikprojekten, die Afrika und den Westen überspannen, immer mit. An Pedro Coquenão alias Batida, der das Zitat dem siebten der zehn Stücke seines zweiten Albums voranstellt, gleitet er jedoch ab. Seine familiären Wurzeln liegen gleichermaßen in Angola wie in Portugal, aufgewachsen ist er in Lissabon, zuhause in Luanda. Sein Projekt der Lückenschließung zwischen modernem Afrobeat und älteren afrikanischen Popstilen, zwischen nicht zuletzt auch von der ExPat-Gemeinde geprägtem Kuduro und Vorläufern wie Semba oder auch dem kenyanischen Benga, ist ein so Zeit und Welten überbrückendes wie authentisches. Dem tut die sich einfügende Schar von Gästen keinen Abbruch, allem voran auf »Luxo«, das Angolas MC Sacerdote mit der südafrikanischen Crew um Spoek Mathambo zusammenbringt und so neben Raps auf Portugiesisch (die das Album dominieren) weitere in isiZulu, Kikongo und Englisch auffährt, noch einen Pop-Refrain draufklebt, und überhaupt von der Gitarre Duncan Lloyds (Maximo Park) getragen wird. Zwischen Krisenkommentaren in freundlich-farbigem Gewand sind es aber immer auch Instrumentals, die aufhorchen lassen: in »Cookin Ugali« verhakeln sich Handtrommeln und Drumbox, windet sich öliger Bass dazwischen bis alles rundläuft; der Opener „Pobre e Rico“ öffnet das Album mit einer tropischen Antwort auf Isaac Hayes, zu deren Bläser-Samples und Funk-Licks es sich vortrefflich über die Hügel rauschen lässt – nicht im Taxi, sondern im Cable-Car. Einzig »Céu« fällt am Ende mit seinen verträumten Stimmsamples aus dem Album-Aufbau. Die Gitarrenpickings und kenntlichen Quell-Schnipsel, die elektronischen Beats und die händische Percussion, aus denen Batida seine Spuren zusammensetzt, finden ausgesprochen natürlich zusammen. Modernismus und Nostalgie hält er im Zaum, Wobble-Bass und Vinylknistern haben hier ihr Eintrittsticket gelöst. Balance, die seine Botschaft unmittelbar sympathisch macht, und umso lieber lässt man sich ins Rollen und Stolpern des rhythmischen Reigens dieser guten halben Stunde fallen.
Dois