Kjetil Møster ist eine jener schillernden Musikerpersönlichkeiten Norwegens: Als Kind am Akkordeon, dann Hardcore-Bassist, heute einer der herausragenden Saxophonisten des Landes, der sich nach John Coltrane-, Free Jazz- und Improv-Studium in Trondheim der Praxis im Elektro-Rock mit der Band Datarock zuwandte. Der kaum fassbare Drive des 2010er Konzertmitschnitts seiner eigenen Band Møster!, mit dem jene letztes Jahr auf Hubro debütierte, sorgte international für einiges Aufsehen. Dass der Jazzrock (eigentlich eher ein Free Funk, wäre der Begriff nicht schon vergeben) von »Edvard Lygre Møster« so verblüffend frisch wirkte, lag maßgeblich am Feuer der Rhythmusgruppe von Bassist Nikolai Hængsle Eilertsen und dem Motorpsycho-Drummer Kenneth Kapstadt, über dem sich Møster und Ståle Storløkken an den Keys ineinander verhakelten. Letzterer wird auf dem vorliegenden Nachfolger nun ersetzt von Hans Magnus Ryan (ebenfalls Motorpsycho) an der Gitarre. Das ist nicht der Hauptgrund dafür, dass »Inner Earth« zwar immer noch elektrisch, aber deutlich spannungsärmer aus den Boxen schäumt, aber wohl einer: zwischen Møster und Storløkkens aggressiver Prog-Leidenschaft sprühten Funken, Ryans Wandelbarkeit bleibt in eingefahrenen Gleisen. Das vierteilige »Descending into this Crater« lässt an der Adresse der postapokalyptischen Psychedelik von Pink Floyds »Pompeji« nur dunkel quellende Schwaden übrig, was weniger anstrengt als der energetische Wirbel der letzten beiden Stücke, dessen Sog sich erst auf den letzten hundert Metern zur Wucht des Vorgängers kanalisiert. Bass und Drums kommen leider hier wie dort kaum dazu, das Potential ihres virtuosen Zusammenspiels auszuschöpfen, und die Zöpfe, an denen Sax und Gitarre zwirbeln, wirken zu oft ausgeblichen und untot, als bekäme man graue Haare vom Hören. Nicht weiter schlimm, wenn man die schon hat. Aber Zukunft ist woanders.
Inner Earth