Wenn man HGich.T kritisch beurteilt, muss man sich immer die Frage stellen, ob man nicht schon mit dieser Aktivität selbst in eine Falle tappt. Eins zu eins funktioniert die Sache kaum, dafür steckt zu viel Ironie in dem Treiben des Hamburger Künstlerkollektivs. Andererseits bleibt einem nicht viel anderes übrig, als mit den Dingen Vorlieb zu nehmen, die man auf dem Album so hört. Da sind wieder absurd komische Nummern wie »Diddelmaus Ballerina«, die ein beliebtes HGich.T-Motiv diesmal in Richtung Geschwisterinzest variiert. Tut weh, ist aber auf seine Weise kunstvoll: Allein der Gesang geht so gezielt an den »richtigen« Tönen vorbei, dass man schon die 47-stufige Tonleiter des Komponisten Harry Partch hinzuziehen müsste, um die Frequenzen angemessen darzustellen, wenn man denn wollte. Dazu ein sich in immer neuen kleinen Schlenkern ergehender Goa-Edeltrash als Grundlage. Auch »Die brennende Kinderjacke« mit ihrer irritierenden Zeile »Hilfe, ich bin hochbegabt! Ich kann so nicht weiterleben« weiß irgendwie einzunehmen. Andere »Songs« sind eher auf einfallslose Weise konventionell geraten oder lassen es mit ihrer »Ich geh jetzt in den Puff«-Postpubertät an Witz im engeren Sinne fehlen. Im »Liebesbrief mit Eselsohren« zitieren sie sogar ihren Hit »Tuntechamun« – samt den Eselsohren, der Selbstbezug will aber nicht recht zünden. Werden aus den Goa-Dadaisten etwa Blödel-Routiniers?
Megabobo