Review Rock

Robert Wyatt

Different Every Time

Domino • 2014

Ergänzend zur Biografie »Different Every Time« erscheint auch diese von Robert Wyatt zusammengestellte Compilation. CD 1 (»Ex Machina«) ist eine gute Einführung in das Werk des fast 70-Jährigen Musikers, CD2 (»Benign Dictatorship«) versammelt einige interessante Kollaborationen. Das Album beginnt mit drei kraftvollen und experimentierfreudigen, hoch melodischen Tracks aus den 60er Jahren als Schlagzeuger und Sänger der Art Rock-Bands »Soft Machine« und »Matching Mole«, bevor es sich den Solo-Arbeiten Wyatts widmet. Infolge seiner unfallbedingten Querschnittslähmung stehen dort Songwriter-Qualität und die typische zerbrechliche Falsett-Stimme im Vordergrund. Die Musik ist weiterhin jazzig, zeigt wie in den Coverversionen von Chris Andrews (»Yesterday Man«) und Chic (»At Last I’m Free«) aber oft Pop-Appeal. Wyatts politisches Engagement beweist stellvertretend »The Age Of Self«, ein Song zum Streik der englischen Minenarbeiter in den frühen 80er Jahren. Die Kollaborationen zeigen Wyatts stilistische Offenheit zwischen sparsam instrumentierten Songs ( Jeannette Lindstrom, Anja Garbarek und Grasscut), Big Band- und Latin Jazz (»Happy End«, »Working Week«), Orchestermusik (»Mike Mantler«) und Psychedelic Rock (»Nick Mason«). »Hot Chip« steuern einen ihrer ungewöhnlichsten und minimalistischten Tracks bei und die Zusammenarbeit mit Björk als auch Wyatts Interpretation einer John Cage-Komposition arbeiten ausschließlich mit Gesangsspuren. Dass diese große musikalische Offenheit nichts mit Beliebigkeit zu tun hat, zeigt nicht nur die durchgehend hohe Qualität des versammelten Materials. Fast jeder Track trägt zudem Robert Wyatts ganz persönlichen musikalischen Stempel.