Ein neues Album von Tujiko Noriko auf Editions Mego ist immer auch eine Rückkehr nach Zuhause: Auf Mego nahm ihre künstlerische Karriere zwischen pop-sensiblen Vocals und experimentell-elektronischer Freiheit ihren maßstabsetzenden Ausgang. Nach wie vor unverkennbar die silbenzählende Rhythmik ihres Vortrags, dessen mäandernde Melodien sich wie von selbst aus einem archaisch-japanischen Unterbewusstsein herauszuwinden scheinen. Dieses scheinbar automatische Schreiben war immer schon auch die Crux ihrer Musik, das für himmlische wie auch nervige Längen sorgen konnte. Das ist auf »My Ghost Comes Back« nicht anders, das gleichwohl ein bemerkenswertes Album geworden ist. Zum einen aufgrund der idiosynkratischen Instrumentierung, die ihren Stücken eine märchenhaft-nostalgische Exotik verleiht: plinkernde Saiten (Mandoline, Gitarre, Erfindungen Yuri Landmans, Koto), wehmütiges Optigan-Tremolo und singende Säge, elektronisches Knuspern, Viola, Snare-Texturen. Unter den Gästen ragt Tatsuya Yamada heraus, mit dem sie zuvor den Elektropop von »GYU« eingespielt hatte, und dessen Beats auch hier urbane Akzente setzen; markant auch das Schlagzeug von Martin Brandlmayr. Und die Vocals von Maxwell August Croy, dem neben Tujiko Noriko selbst sowie Chloé Fabre das ganze Kammerorchester im Grunde nur als sonischer Garten dient, durch den es sich zwanglos flanieren lässt. Wie gesagt, das zündet nicht immer. Nach der Schubert-haften Entrückung von »My Heart Isn’t Only Mine«, mit der sie eröffnet, hat sie aber schon gewonnen: Vielleicht ihre stärkste Viertelstunde überhaupt. Auch das abschließende Titelstück ist ein Gute-Nacht-Epos, dessen Schwingen der Verklärung in schauernde Sphären tragen. Und mittendrin lässt sich noch „Through The Rain“ unter den Schirmen von Cherbourg, ein paar durchkomponierte, graziöse Minuten lang, in Tujiko Norikos französischer Wahlheimat nieder. Das muss reichen, und tut es allemal.
Tujiko Noriko
From Tokyo To Naiagara
Keplar