Review Rock

Dagobert

Afrika

Buback Tonträger • 2015

Ja, der meint das immer noch ernst! Nach wie vor kein ironischer Bruch zu sehen beim schneidigen Schweizer, der nach einer offenbar traumatischen Trennung als Einsiedler auf einer Berghütte in den Alpen angeblich an die 400 Liebeslieder schrieb und nun in Berlin mit dieser Katharsis als Business-Plan weiter an seiner alternativen Schlager-Karriere feilt. Das ließ sich schon beim Debüt gut an: Deal mit Buback (dem Label der Goldenen Zitronen), aber gleichzeitig Auftritt im ZDF- Fernsehgarten, stilecht in schwarz/weiß, Cord-Anzug und Gel-Frisur. Noch immer hantiert er mit großen Geste, sympathischem Schwiezer-dütsch-Akzent, schrottigen Keyboard-Presets und schmalzigen Schlager-Klischees. Lyrisch hat sich auf »Afrika« nicht viel geändert: die Liebe zwischen Ich & Du gibt es – sonst nicht viel mehr. Vielleicht noch das titelgebende Afrika als vorurteilsbeladenen Sehnsuchtsort. Musikalisch allerdings sucht Dagobert wenigstens die Herausforderung, denn eine deutliche Weiterentwicklung in den Arrangements wie in der instrumentellen Palette ist erkennbar. Das führt sogar so weit, dass Mille von Kreator im »Nothing Else Matters«-Soundalike »Wir Leben Aneinander Vorbei« ein Metal-Gitarren-Solo abfeuern darf. Den nahezu hermetischen Rückzug ins Private kann man zwar schon als Feigheit werten, doch man hat von dem jungen Schweizer sowieso keine allzu systemkritische zweite Platte erwartet. Für alle, denen sogar selbst das stinknormale, öffentlich-rechtliche Radio manchmal zu diskursiv ist, kommt »Afrika« gerade recht.

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Dagobert
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