Von André Stordeur hatte es bisher recht wenig zu hören gegeben. Von einem Album abgesehen, »18 Days« aus dem Jahr 1979, hat der belgische Experte für modulare Synthesizer sich mit Tonträgern ansonsten zurückgehalten. Dabei hat der Musiker, der als Jazz-Schlagzeuger begann und über Morton Subotnicks Platten wie »Silver Apples of the Moon« zur elektronischen Musik fand, sich seit den siebziger Jahren praktisch wie theoretisch als Kapazität für modulare Synthesizer betätigt: Neben Studien in den USA bei Subotnick persönlich ließ er sich an der Pariser Elite-Elektroniker-Institution IRCAM ausbilden. Deren zunehmend digitale Wende hat er allerdings nicht mitvollzogen. Stattdessen hat er sich seit den achtziger Jahren auf zwei modulare Serge Synthesizer konzentriert, von denen einer als Prototyp extra für ihn gebaut wurde. Die überwiegend puristisch elektronischen, mitunter aber durchaus naturalistisch (»Clarinet Solo«) eingesetzten Klänge dieser Geräte kann man auf »Complete Analog and Digital Electronic Music 1978-2000« nachvollziehen. Auch »18 Days« ist in dieser Sammlung vollständig enthalten. Bei aller akademischen Prägung hat Stordeurs Musik eine unmittelbare Expressivität, die oft eine gewisse Nähe zu den Drones der indischen Musik erkennen lassen. Stordeur hat sich mit dieser Tradition ausführlich beschäftigt, manche Stücke tragen der Eindeutigkeit halber sogar Titel wie »Drone« oder »Raga«- Letzteres lässt selbst in der Melodik Anklänge an sein stilistisches Vorbild erkennen. An anderer Stelle, dem gut halbstündigen »Oh Well« etwa, dominieren hingegen nervös kreiselnde, Loop-artige Figuren, die stetig mutieren und nur gelegentlich langsameren Passagen weichen.
Analog And Digital Electronic Music 1978-1980