Review

Band Ane

Anish Music Caravan

Clang • 2015

Wer will Ane Østergaard aka Band Ane vorwerfen, dass sie von den besten lernt? Schon früher durfte man in ihrem Fall Vergleiche mit Aphex Twin nicht als bloße Faulheit abtun. Eher möchte man von ihr hören, warum sie fünf Jahre ins Land gehen ließ, bevor sie die Fortschritte ihrer Klangwelt nun in ein drittes Album verpackt hat. Vielleicht gibt jenes die Antwort aber auch selbst. Jenseits perkussiver Echos der »Ventolin«-Schule (»Offpiste«) und unverschämt klassischer Beschwörung polygoner Geister in »Rock My Boat« hat sie nämlich eine musikalische Linie perfektioniert, die sich nicht im Handumdrehen einstellt. Ganz idyllisch lockt »Overgrown« ins Album, setzt kleine Fauna-Aufnahmen und tautropfende Töne in einen Sonnenaufgang. Man liest den Caravan im Albumtitel und denkt schon an Orla Wren, der in einem solchen durch die Landschaft Schottlands reisend ähnlich verträumte Klänge abliefert. Da beginnt das Aquarell zu driften, Radiowellen und tiefgepitchte Stimme wachen auf, und man beginnt zu ahnen, dass hier noch eine unüberschaubare Palette auf einen wartet, die Cornwall weit hinter sich lassen wird. Tief im jütländischen Wald lebt Ane Østergaard mit einem ganzen Arsenal von klassischen Instrumenten (u.a. mehreren Orgeln) sowie Elektronik von Hörgerät bis Nordlead, und formt daraus sich langsam voranwindende sinfonische Bilder, die immer wieder ein kurzes Frösteln durchfährt, die nie Behausung werden, die Natur als Wunder, aber auch Bedrohung erleben, in der Verklärung nur durchsetzt von Schauern zu haben ist. Kurz: statt eines Roadtrips wunderbarer skandinavischer Spuk aus Field Recordings und Soundprocessing, Chören aus Metall, Beats in Sprenkeln und verregneter Melodie.