Der Reggae-Sound der 1970er Jahre, vornehmlich der Roots Reggae, ist für viele Hörer wohl der »echte« Reggae – oder zumindest die Spielart von Reggae, die das bis dahin größte Publikum erreicht hat, was besonders an den Erfolgen von Bob Marley lag, mit dem Reggae ja erst zum international gefragten jamaikanischen Exportartikel wurde. Die Produktionen wurden einerseits klarer, weil in den Songs, die meist in gedrosseltem Tempo daherkamen, weniger Hall verwendet wurde und der Klang damit aufgeräumter und erdiger geriet. Schönes Beispiel hier: Johnny Osbournes »People A Watch Me«. Andererseits waren die 1970er Jahre das Zeitalter des Dub, in dem der Hall gezielt eingesetzt wurde, um Fragmente bestimmter Tonspuren – die Snare oder den Gesang – isoliert hervorzuheben und gegebenenfalls ins Weltall zu schießen, etwa in »Tribulation« der Gladiators. Mit Dub und Dancehall entstand dann zugleich das Remix-Verfahren und verstärkte Recycling älterer Aufnahmen. »Studio One Showcase – The Sound Of Studio One In The 1970s« bildet diese Umbruchphase in der Produktionsstätte des Clement Dodd sehr schön ab, unter anderem mit Beiträgen von Freddy McGregor, Horace Andy, Jennifer Lara, Sugar Minott, den Heptones und den Wailing Souls – oder der entspannt-ausgedehnten Dancehall-Version der Single »Joy in the Morning« von den Gaylads, hier verstärkt von der Studio One-Hausband The Brentford Set.
Studio One Showcase - The Sound Of Studio One In The 1970s