Isländische Einöde, eisiger Wind zerrt am Mantel der blonden Frau, deren Silhouette sich auf dem Hügel surreal spiegelt. »I tried to forget about you« eröffnet Emika ihre EP »Flashbacks« melancholisch. Der Blick ist auffordernd in die Kamera gerichtet, während das Bild im Takt des wiederhallenden Synthriffs flackert. Die zeitlose Film Noir-Ästhetik des Videos wurde lediglich mit zwei iPhones geschaffen und bringt den künstlerischen Prozess der Tschechin treffend auf den Punkt. Die Wahlberlinerin scheint die Gabe zu besitzen, detailverliebt und hocheffizient zur selben Zeit zu sein. Ihr 2015 erschienenes Studioalbum »Drei« schrieb, produzierte und mixte sie eigenhändig in gerade mal zwei Wochen, nebenbei komponierte sie ein Klavieralbum und sammelte durch Crowdfunding 20.000 EUR für die Aufnahme ihrer ersten Sinfonie. Emikas Sound oszilliert zwischen moderner Klassik und Pop, ohne je das eine dem anderen zu überstellen. Auf »Flashbacks« kontrastieren ihre eingängigen R’n’B-Vocals den kristallklaren Sopran Michaela Srumovas und ergänzen ihn gleichermaßen. Dem geisterhaften Opener folgt das ausgedehnte »Restless Wings«, dessen flirrender Klangteppich ausharrt, während die musikalische Entwicklung auf der Mikroebene subtil voranschreitet. »Total« schafft mit einem Wechsel aus galoppierenden Rhythmen und statischen Synthflächen die Basis für Emikas new-wavig-gelangweilten Gesang, der hier mit Srumovas übernatürlichem Sopran in Dialog tritt. Wann Emika die Zeit gefunden hat, diese konzeptuell verdichtete EP zu produzieren, bleibt ihr Geheimnis. Fakt ist, dass ihr symbiotischer Sound in allen Formaten und Größenordnungen trägt und man nur gespannt abwarten darf, was sie als nächstes anpackt.
Flashbacks