Auf ihrem sechsten Album in 20 Jahren musikalischer Aktivität klingt die malische Sängerin, Songwriterin und Multi-Instrumentalistin Rokia Traoré viel weniger rockig und mainstreamig als auf dem 2013er Vorgänger »Beautiful Africa«. Die Musik auf »Né So« (deutsch: Heimat) ist repetitiver, elastischer und minimaler, die Stimmung ist wesentlich dunkler und ihre Texte befassen sich mit malischer Politik, Flüchtlingselend und Gewalt. Und das, obwohl die Instrumentierung mit Gitarren, Bass, Schlagzeug und Ngoni (ein Harfen-ähnliches Instrument) die gleiche ist und das Album wieder von John Parish (PJ Harvey, Tracy Chapman) produziert wurde. Rokia Traorés zerbrechlich wirkende, bebende und rauchige Stimme steht stets im Mittelpunkt der Songs. Sie wird getragen von perlenden Ngoni-Läufen, tollen Chören, mal poly-rythmischen und mal krummen Rhythmen, Gitarrensounds zwischen Indie und Funk, Tuareg- und amerikanischem Blues, Afrobeat, westafrikanischer Popmusik und Americana. Dazu gibt es Gastauftritte von Led Zeppelin-Bassist John Paul Jones, Schriftstellerin Toni Morrison und Labelkollege Devendra Banhart. Darauf zu finden ist eine minimalistisch eindringliche Version von Billie Hollidays »Strange Fruit«.
Mary Halvorson
Cloudward
Nonesuch