Eine Neigung zum Spirituellen und leicht Abgehobenen kann man jemandem kaum absprechen, der sein erstes Album »Gloom Lies Beside Me As I Turn My Face Towards The Light« betitelt. Der Italiener Manuel Volpe, Jahrgang 1988, hat sich in den Jahren nach seinem Debüt von Folklore zum Jazz gewandt. In Turin traf er das Rhabdomantic Orchestra, benannt nach der Technik des Wahrsagens mit Hilfe einer Wünschelrute. Das Kollektiv, bestehend aus einem guten Dutzend Musikern, unterstützt ihn nun auf seinem Zweitling »Albore«. Mit dem Album, betitelt nach dem lateinischen Ausdruck für das erste Morgenlicht, lässt sich selbiges vortrefflich erwarten. Die Platte ist tongewordener Dämmerzustand. Sanfte orientalische Einflüsse und Afrobeat-inspirierte Bläserarrangements erzeugen einen ultrarelaxten souligen Jazz-Sound. Ein sehr zurückgenommener Pharoah Sanders könnte so klingen, unterstützt von mehr gewisperten als gesungenen Vocals. »Hypnotic Cinematic Afro Jazz« nennt Manuel Volpe selbst seinen ziemlich einmaligen, vollständig entschleunigten Klanbgkosmos. Der wird nach einigen Songs zwar redundant, weil hier wirklich nicht sehr viel passiert. Macht aber nix: »Albore« ist der perfekte Soundtrack zum berauschten wie unberauschten Nichtstun.
Albore