Los Angeles, war das nicht die Hauptstadt des Yacht Rock? Die Westküste der USA stand lange Zeit im Ruf, vorwiegend weichgespülte Varianten von Pop und Rock hervorzubringen. Der harte Sound spielte dem Klischee gemäß in New York. Doch es gab eine ganze Reihe von Musikern, die nicht so recht in dieses dichotomische Schema hineinpassen wollten. Sie hießen X, The Weirdos, The Urinals, Agent Orange, The Bags oder The Zeros. Die jüngste Ausgabe der »Punk 45«-Reihe auf Soul Jazz Records kombiniert ihre liebevoll rotzigen Ein- bis Zweiminüter und leicht exotische Punk-Exponenten wie The Deadbeats mit den Anfängen des Hardcore in Los Angeles, darunter Bands wie Circle Jerks, T.S.O.L. und The Adolescents. Trotz des gelungenen Überblicks gibt es gleichwohl einige merkwürdige Entscheidungen in der Zusammenstellung. Dass mit Black Flag eine der bekanntesten Punk-Bands aus dem Raum Los Angeles fehlt, zugleich aber Iggy and the Stooges einen Auftritt haben – Ann Arbor in Michigan hat einfach nicht sonderlich viel mit Südkalifornien zu tun –, ist etwas unglücklich. Aufs Ganze gesehen, ist das aber Gemecker am Rande. »Chaos in the City of Devils and Angels« lässt in der Spannungskurve sehr selten nach, und das bei durchschnittlich hohen Betriebstemperaturen.
Various Artists
Punk 45 – Les Punks: The French Connection
Soul Jazz