Review Pop

Purple Pilgrims

Eternal Delight

Not Not Fun • 2016

Mit dem hastigen Kratzen eines Stiftes auf Papier leitet »Eternal Delight« ein. Es ist ein Liebesbrief, »Love Letter I«. Empfänger, Inhalt, unbekannt. Allmählich schleichen sich von hinten schimmernde Drones an, hüllen die Verfasserin des Briefes zunehmend mit ihrem delirierenden Sirenenruf ein.»Is You Real?« Wahr oder geträumt? Tapsen wir hier durch den so häufig besungenen Spalt zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein, gar zwischen Diesseits und Jenseits? Die Neo-Gothic-Psychedelia der Schwestern Clementine und Valentine Adams erforscht seit 2011 diesen ominösen Spalt des Da-Zwischens. Zunächst dasjenige zwischen den Kulturen, als sie ihre beschauliche Heimat Christchurch in Neuseeland für die »überwältigende, hyper-bevölkerte Screwtopia« Hong-Kongs eingetauscht haben; einem Ort also, an dem Musik tatsächlich noch ein Akt politischer Rebellion sein kann und der Underground im Graubereich der Legalität und geographisch meist außerhalb stattfindet. Und so »dazwischen« klingen auch die Sound-Topographien von Purple Pilgrims: schamanistischer Orientalismus meets Küchen-Krautrock meets Dream Pop, in einem Tal, durch das auch schon Chelsea Wolfe und Zola Jesus gewandert sind. Stimmen, die sich in Helices verwickeln, verblassen und verschwimmen. Synthesizer, die sich wünschen sie wären in Gestalt einer Sitar auf die Welt gekommen (»Perpetual Prelude«), eine Séance, die sich als Pop-Song gibt (»Forever«). Singender Körper und erkennbares Wort werden meist nur suggeriert, durchdringen aber nie so ganz die Oberfläche. Nach 35 Minuten betörender Sedierung bleibt schließlich offen – versetzt »Eternal Delight« in Apathie oder Euphorie? Wahrscheinlich irgendwas dazwischen.