Review

Moderat

III

Monkeytown Records • 2016

Einst als Kontrast zu Modeselektor und Apparat gegründet, ist die Summe aus Gernot Bronsert, Sebastian Szary und Sascha Ring längst viel größer als ihre einzelnen Teile. Auf »III« definieren Moderat ihren eigenen Sound auf beeindruckende Weise weiter aus – nie war die Zusammenarbeit der Berliner so nah an der Perfektion wie jetzt. Die Vermutung dass da noch Luft nach oben ist, kann einen jetzt schon erschaudern lassen – und Lust auf den Nachfolger machen. Wo »II« aufgehört hat, setzt »III« an – mag es auch nicht auf den ersten Blick so erscheinen. Ein »Bad Kingdom« sucht man hier vergeblich, auch ein »Rusty Nails« oder »A New Error« des Debüts. »Reminder«ist noch am ehesten der Ohrwurm in den Fußstapfen des Vorgängers, »Running« die im Underground verwurzelte Rave-Hymne mit Gänsehautfaktor. Statt Ear-Catcher liegt die eigentliche Qualität der Songs in der größten Fähigkeit der Drei, die man zuweilen gerne mal vergisst – allzu normal erscheint sie einem. Moderat’s Größe lag schon jeher darin, Songs zu schreiben die genau die Geschmäcker des versierten Electronica-Fan, Raver und Pop-Hörer bedienen, ohne sich anzubiedern. Eben diese Fähigkeit perfektionieren die Hauptstädter auf »III«. Ob der eher experimentelle Opener »Eating Hook«, das von einem Dubstep-Beat angeschobene »Intruder« oder »Animal Trails«, deren BPM-Anzahl einen schwindeln lässt, sie alle haben eines gemeinsam: Früher oder später verdichten sie sich zu großen Pop-Entwürfen, in denen man sich nur allzu gerne verliert. Getragen von Sascha Ring’s klagendem Gesang, der nie so präsent, so nachdenklich, so zweifelnd wie hier war. Auf »III« vereinen Moderat die letzten 25 Jahre elektronische Subkultur mit den großen Gesten des Pops. Übel nahm man ihnen das noch nie. Wieso auch?