Jeder braucht ein Hobby, seien es Briefmarken, Wein, oder eben rare Schallplatten fernab stereotyper Genregrenzen. Auf Compassion Crew trifft vor allem letzteres zu. Zumindest stellt er dies, neben gut durchproduzierten Eigenveröffentlichungen auf Running Back oder Dolly, ab und an auch offen zur Schau, wie die nun erscheinende Compilation auf Major Problems Records unter Beweis stellt. Die Zusammenstellung liest sich wie ein obskures Mixtape, nur eben ohne den Mix und lässt in Bezug auf das ausfindig machen und lizenzieren all dieser angestaubten Schätze Recherche-Skills aller erster Güte vermuten, von denen sich so manche Kripo-Abteilung noch eine Scheibe abschneiden kann. Besonders positiv sticht die Diversität der Stücke heraus, deren einziger gemeinsamer Nenner, nämlich das durchweg abstrakte Sounddesign, durch eine Fülle an Einflüssen aufgeplustert und zu einer runden Sache modelliert wird. Da wäre Library Musik von Roger Davy, so verträumt und vertrippt, das man schon bei bloßem Schließen der Augenlider und etwas Konzentration für etwas mehr als zwei Minuten in ferne Spähren davonschwebt. Der Italo-Hit »Fantasy« von Plustwo, »Uttoz Gives A Song« von Frak und Admas bedienen die funkige Schiene mit purem Retrofeeling. Beatnik Love Affair, Defuser und Tetelestai übernehmen den experimentellen Part. Compassion Cuts, Tapes & Acetates ist ein Segen für all diejenigen, die für einen schmalen Taler eines ihrer Lieblingsstücke nun auch ohne das kostspieligere Original ihr Eigen nennen dürfen. Vor allem aber ist es ein Statement ans Nerd sein und eine Inspirationsquelle zum Entdecken all jenes vergessenen Kleinods, das in irgendwelchen Crates provinzieller Plattenläden nur darauf wartet, in die richtigen Hände zu gelangen.
DJ City
Cosmicomics EP
Uncanny Valley