Andy Stott, das war noch vor ein paar Jahren Düster-Techno eingehüllt in obskure schwarz-weiß Cover. Kräftig und stampfend, umhüllt von Kälte wie eine Armee in der russischen Steppe. In den vergangenen Jahren hat der Produzent aus Manchester das Karge und Schroffe vermehrt durch spielerische Elemente angereichert. Also: Sängerinnen, Klavier und so. Stott hat vom Steinmetz zum Balletttänzer umgeschult. Ballettänzerinnen finden sich auch auf dem Album-Artwork zu seinem inzwischen vierten Album, »Too Many Voices«. Ein Titel, von dem man ruhig Rückschlüsse auf die Musik ziehen darf: die Tracks wirken erstmal, als hätten sie ihre Zurufe jeweils aus ganz verschiedenen Richtungen bekommen. Zwar ist auch die Stimme von Alison Skidmore wieder auf dem Album vertreten, zwar lässt das Cover-Artwork eher eine erhabene Eleganz vermuten, aber zwischen alle dem blitzt immer wieder der Meißel auf. Die Gegensätzlichkeit der tonangebenden Stimmen findet sich aber vor allem auf den ersten beiden Tracks: Das Intro stellt bleepend und störend die Weichen in Richtung Dystopia; zum Song darauf (der auch die Single ist) wird man schon bald bei Urban Outfitters shoppen können. Soll man jetzt zu übersteuernden Kick-Drums und Psychose-Synths in einen Bunker verziehen oder ein paar Freunde einladen, um die neusten Sneaker-Trends zu diskutieren? Doch die verschiedenen Stimmen verschmelzen nach und nach zu einer. Das Album wird enger und enger, verschleppte Claps, schlingernde Synths, Drums und Bass sperren die Vocals ein; zarte Beinchen tänzeln jetzt im Dunkeln. Auf »Over«, dem vorletzten Track, findet das Album dann gerade zu sich selbst, bevor der Closer sich daraufhin unnötigerweise an ein bisschen Arca probiert. So fehlt dem Album als Ganzes der Punch, dafür kann sich die Fußarbeit absolut sehen lassen.
Too Many Voices