Spätestens seit Mall Grabs übergroßem Hit »Can’t« der lässig einen House-Beat unter ein ausgespieltes Alicia Keys-Sample legte, dürfte R’n’B wieder für Interesse auf dem Dancefloor sorgen. Das dem Australier sehr nahe Label Shall Not Fade – die erste Katalognummer war seine »Alone«-EP – legt nun den ersten Teil einer White-Label-Serie vor, die sich ebenfalls stark auf R’n’B und seine historischen Vorläufer Soul und Disco bezieht. Schon der Auftakttrack der Mini-Compilation, Aries‘ »You Make Me Wanna«, schnappt sich den gleichnamigen Usher-Track, pitcht ihn in Chipmunk-Höhen und lässt darunter einen kratzigen House-Beat rollen. Das geht allein deswegen nicht unbedingt gut, weil die arg beschleunigte Gitarrenmelodie des Tracks umso schneller die Nervenstränge abraspelt. LK nimmt mit »It’s Been A Long Time« viel mehr Anlauf und lässt orchestrale Philadelphia-Streicher auf eine warme Bassline treffen. Ein schönes Tool, das in jedem House-Set als perfekte Überleitung für ein fulminantes Disco-Finale dienen dürfte. »Nice & Slow« von Steven B.C. straft seinem Titel Lügen und geht wieder auf straighten neunziger-Jahre-R’n’B inklusive Rap-Part zu, der arg verfiltert und für die Peaktime zurechtgestutzt wird. Fragt sich nur, wo die Mischung aus Hip- und Tech-House mit Effekthascher-Build-Ups wirklich ziehen könnte. Da bietet Deejay Astrals Neuinterpretation von Tina Moores »Never Gonna Let You Go« doch schon mehr versöhnliche Töne: Sanfter Beat, warme Pads, kullernde Bassline, unaufgeregter Gesamteindruck. Ein schönes Finale für eine eher durchwachsene Edit-Mini-Compilation mit ehrbarer Mission: Der Rettung von R’n’B auf dem House-Floor. Es bleibt abzuwarten, inwiefern Shall Not Fades neue White-Label-Serie das erfolgreich vorantreiben kann.
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