Als weiblicher MC mit schweizerdeutschem Diealekt ist J Who im Deutschrap gleich doppelt Nische. Trotzdem macht sie sich seit einigen Jahren mit ihrem Alte-Schule-Shit auch über die Grenzen der Eidgenossenschaft hinaus einen Namen und lässt Trends links liegen. Schon das Cover ihrer neuen »Soulfood«-EP ist eigentlich ein »Finde-das-Trueschool-Klischee«-Suchbild: ein offener Kühlschrank voller Tags und Sticker, um den herum so ziemlich alle Gegenstände platziert sind, die einem zum Schlagwort Hip-Hop einfallen. Durchgelatschte Sneakers, Sparvars und Mtns, Jointstummel, Mic, Blackbook, ein handbeschriebenes Tape und natürlich der symbolische Haufen alter Platten, aus denen unter anderem dude26, Roboti Niro, TReBeats und ERZ jazzige 90er-Instrumentals für die EP fabriziert haben. »Soulfood«, das klassischen Realkeeper-Rap ohne Gangster-, Trap- oder politische Elemente abfeiert, mag für viele im Jahre 2016 etwas fehl am Platz wirken. Doch die omnipräsente Positivität – diese fast schon naive Hip-Hop-Loyalität (»Hip-Hope«), die J Who vermittelt, ist einfach ansteckend und irgendwie erfrischend. Auch Tracks wie »Mageschmärze«, »Wedersproch« oder »Nacht« können durch Kopfnicker-Beats und starke Flows von Gästen wie Chezz oder dem dude26 überzeugen. Gerade weil hier das Rad nicht neu erfunden wird, fließt behäbig der entspannte Vibe. Und das, obwohl man als Dialekt-Banause kaum etwas versteht.
Soulfood