Review Pop

Xeno & Oaklander

Topiary

Ghostly International • 2016

Formschnitt. Klingt ein bisschen nach Industrienorm. Gemeint sind die geometrisch abgezirkelten Gärten, wie man sie etwa im Absolutismus gern in Schlossparks anlegte. Oder im alten Ägypten kultivierte. Auf Englisch macht die Bezeichnung »Topiary« da schon mehr her. Und die Idee passt hervorragend zur Musik von Xeno & Oaklander Die beiden New Yorker Analog-Alchemisten nutzen die technischen Beschränkungen ihrer Drumcomputer und Sequencer für Rhythmen und Synthesizerlinien, die etwas streng Eingehegtes haben. Doch innerhalb dieser Vorgaben lassen sie die starren Muster zu eigenem elektrischen Leben erblühen. Unter den Musikern, die dieser Tage an die melancholische Tradition von Minimal Wave anknüpfen, nehmen Sean McBride und Liz Wendelbo denn auch eine Sonderstellung ein. Irgendwie klingt ihre Musik zwar nach Früher, doch für Epigonen haben sie zu viel eigene Energie, zu viel strombefeuerte Leidenschaft, die sie von der Vielzahl der Wiedergänger der 1980er Jahre unterscheidet. »Topiary« ist übrigens das erste Xeno & Oaklander-Album, auf dem Liz Wendelbo den Gesang allein verantwortet, Sean McBride konzentriert sich diesmal auf die Instrumente. Herausgekommen sind bittersüße, formvollendete Songs und Instrumentals, die ihre Balance zwischen Homogenität und Variatonsspielraum mit einfachen, aber wirksamen Mitteln finden. Und hinter aller wohlklingenden Schönheit lauert stets ein Abgrund, in Wendelbos scheinbar unverbindlichen Worten versteckt.