Review

Jean-Bernard Raiteaux

Les Démons OST

Finders Keepers • 2016

Inquisition, Hexerei, Verfluchungen, Nonnen, lesbischer Sex: Der Film »Les Démons« des Regisseurs Jesús Franco aus dem Jahr 1972 bringt schon mal eine Menge mit sich. Das mittlerweile nur noch schwer aufzutreibende B-Movie wurde von Jean-Bernard Raiteaux (ein Pseudonym des Library Music-Komponisten Jean-Michel Lorgère) mit einem ähnlich irrwitzigen Soundtrack komplementiert, welcher dem schlecht gefilmten Sexploitation-Film psychedelische Töne zur Seite stellt. Die Erstveröffentlichung des Soundtracks durch Finders Keepers macht den Film mit seinen ziemlich bescheuerten Darstellungen von lesbischem Sex – es werden vor allem Brüste geleckt und Ärsche gestreichelt – im Grunde überflüssig. »Les Démons« funktioniert in sich wie ein verschwitztes Horrorhörbuch. Zwischen den fiebrig ratternden Percussions, verkifften Gitarren- und Orgelsoli und funky Grooves schaffen die eingestreuten Skits nämlich ein ganz anderes Narrativ. Sowohl mit dem unheilvollen Leitmotiv (Doom Metal-Vorbilder wie Pentagram oder Black Sabbath lassen grüßen) als auch den effektiv eingestreuten Filmzitaten schafft Lorgère einen zeitlosen, exotischen Ort, über dem der lange Arm des Katholizismus wie ein Damoklesschwert hängt. Plötzlich geht es mehr ums nackte Überleben als um nackte Haut. Dem Soundtrack zu »Les Démons« gelingt das, was dem Film fehlte: Er spannt eine unheilvolle Atmosphäre, die weder seine sexuellen Grundtöne noch den dezenten Horror pornografisch hervorhebt. Obwohl der mit viel exotisierenden Elementen wie Flöten und Handtrommeln gespickte Score vom Sounddesign her so gar nicht zum vagen mittelalterlichen Narrativ passt: Das macht ihn so besonders. Raiteaux‘ tolle Musik funktioniert abgekoppelt von den Bildern umso wirkungsvoller, weil sie keinen Scheiterhaufen auftürmt, sondern langsam und lustvoll vor sich hin schwelt.