Herbert Grönemeyer ist schon ein recht seltsamer Genosse. Gerade nervte er noch alle halbwegs musiksensiblen Fußballfans mit seiner EM-Hymne »Jeder für Jeden« und doch kann man ihm eines nicht absprechen: seine künstlerischen Entscheidungen, gerade was die Aktivitäten seines Labels Grönland abseits seiner eigenen Gesangskarriere betrifft, haben durchaus Hand und Fuß. Auch auf dem zweiten Teil des »Electri_city«-Samplers hat man es somit ein weiteres Mal mit Wertarbeit zu tun. Irgendwie passend beginnt das erste Stück »La Düsseldorf« mit jubelnden Fußballfans, bevor dann der typische Krautrock-Beat der NEU!-Nachfolgeband von Klaus Dinger einsetzt. Neben bekannteren Acts wie Die Krupps, DAF, Der Plan oder eben NEU! Finden sich auf der Zusammenstellung auch obskure, längst vergessene Stücke wie etwa Teja Schmitz »Studieren«. Gemeinsam erschaffen sie ein Bild der Stadt im Aufbruch. Die heterogene Musikszene der 1970er Jahre stellt sich hier einmal mehr zwischen Kunstakademie und Dilettantismus, zwischen Ratinger Hof und Proberäumen voller damals neuer elektronischen Gerätschaften, vom Minimoog bis zum Roland TR-808. Dass diese bewegende wie prägende Zeit nun einmal mehr in Erinnerung gerufen wird, hat auch die Erscheinung der englischen Übersetzung des gleichnamigen Buches von Rudi Esch zum Anlass. Einmal mehr gelingt so die Vertonung dieser oral history.
Holger Czukay
Movie!
Grönland