Auch im Jahr 2016 wird noch scharf geschossen. Doch die trockenen Abfeuer-Geräusche in »Reflection« kündigen eher eine Erinnerung an vergangene Tage des Dubstep an, ein krachendes Innehalten, mit dem Zomby seiner Anfänge gedenkt, die mehr oder minder mit seiner »Zomby EP« von 2008 zusammenfielen, seinem ersten Solo-Release auf Hyperdub Mit »Ultra«, seinem ersten Longplayer für das Label von Kode9, hat sich der maskierte Produzent einige Abstraktionsschrauben weiter bewegt. Digitale Arpeggien flirren vor sich hin, nur meistens ohne signifikante Beat-Zugaben. Die Strukturelemente von Tracks sind vorhanden, haben sich aber von so ziemlich jedem Clubzusammenhang gelöst. Für die einzelnen Nummern hat sich Zomby mehr Zeit gelassen. Zwar gibt es auch auf »Ultra« einige Zweiminüter, auf die ganz kurzen Fragmente hat er hingegen verzichtet. Stattdessen gibt es denkwürdige Zusammenarbeiten mit Labelkollegen wie Burial mit dem Zomby in »Sweetz« rudimentär pochende Rhythmen unter ein Stimmensample legt, das aus den Worten »Yeah me fucked up« zu bestehen scheint. Später kommen verzerrte Steel Drums hinzu, die sich bestens in die allgemeine Stimmung des verfeinert Kaputten einfügen. In »HER« entfalten sich ambientesk fließende Synthesizerflächen, und »Quandary«, gemeinsam mit Darkstar eingespielt, verwebt synkopenstark kreiselnde Figuren zu einem diskret polyrhythmischen Geflecht, zu dem man mit ein bisschen gutem Willen sogar tanzen könnte. Das mag ein unterkühlter Abgesang sein oder auch nicht – als musikalisches Statement ist »Ultra« so klar artikuliert, dass es schon wieder der Beginn von etwas Neuem sein könnte.
Ultra