Als Dschihadisten 2012 im Norden Malis an die Macht kamen, setzten sie zunächst die Scharia durch. Dann wurden Radiostationen zerstört, Instrumente verbrannt. Vier Jahre später hat sich die Situation für Musiker verbessert, aber noch immer sind Auswirkungen zu spüren. Johanna Schwartz hat die Künstler, die darunter zu leiden hatten und haben, für einen Dokumentarfilm porträtiert. »They Will Have To Kill Us First: Malian Music in Exile« hat es leider nicht bis in die deutschen Kinos geschafft. Der Soundtrack ist jedoch hierzulande erhältlich. Der etwas dumpfe Rap-Rock des Openers führt in die Irre: dieser Compilation geht es darum, die traditionelleren Formen der malischen Pop-Musik abzubilden – Desert Blues und amerikanisch angehauchten Folk-Blues, afrikanische Folklore und repetitiven Wüstenrock. Yeah Yeah Yeahs-Gitarrist Nick Zinner produzierte das Album und sorgte für den instrumentalen Score, der zumeist mit akustischer Gitarre auskommt. Erstes Highlight ist das zerbrechliche Gitarrenstück der Sängerin Kankou Kouyaté. Auch die 2006 verstorbene afrikanische Blueslegende Ali Farka Touré ist mehrfach vertreten, einmal im Duett mit Kora-Virtuose Toumani Diabaté. Touareg-Gitarrist Omara Moctar aka Bombino bringt mit »Imuhar« ein wenig Energie in diese melancholische Zusammenstellung, die stimmungsvoll mit Field Recordings und Radioschnipseln durchsetzt ist. Stets brillant: die sieben kurzen Songs der wilden Rock/Blues-Punker Songhoy Blues.
Sophia Blenda
Die Neue Heiterkeit
PIAS