Review Electronic

Various Artists

Sichtexotica III – Japan

Sichtexot • 2016

Mit ihrer »Sichtexotica«-Reihe überrascht das Mainzer Label Sichtexot in losen Abständen mit feinen Beats. Ausgewählte Producer basteln exklusive Tracks, die in limitierter Auflage auf 10 herausgegeben werden. „Den Einstand feierte Knowsum Tufu übernahm die zweite Ausgabe. Nummer Drei bildet nun eine Ausnahme von der Regel: Nicht ein Musikproduzent, sondern ein Beatmaker-Kollektiv kuratiert das Release, mit Augenmerk auf das namensgebende Stichwort »Exotica«: Die Producer stammen aus dem Großraum Tokyo. Die deutsch-japanische Connection kam über Sichtexot-Mitgründer Anthony Drawn zustande und trägt nun mit dieser Compilation Früchte. Wohlklingende Früchte, exotisch zwar, allerdings nicht innerhalb des SXT-Katalogs. Schließlich zeigt die 10“ anhand ihrer elf Tracks nicht nur wo der Beat-Hammer hängt, sondern auch, wie klein doch die Welt ist – beziehungsweise sein kann: Die Tracks von EeMu, Tajima Hal, Yotaro, TiMT, Linn Mori, Green Assassin Dollar und Lidly fügen sich nahtlos in die Klangwelten des Mainzer Indie-Überfliegers – per atmosphärisch dichten, wohlig-warmen, niemals aufdringlichen aber konsequent eindringlichen Downbeat-Spielereien mit Hang zur Hypnose. Die Werkschau ist wie aus einem Guss, zum Abheben meditativ, verankert nur durch organisch-druckvolle Drums. Auf naheliegende Nippon-Sampling-Exploitation wird dabei verzichtet. Nix also mit Shamisen-Versatzstücken, wie es der Europäer von Japan kaum kennt, aber umso mehr erwartet, nix mit glutamatgeiler, einheitsbreiiger Asiabox zum Schnellverzehr: »Sichtexotica III« ist zeitlos wie Godzilla.