Die Debüt-EP von J Choirboy war in einem Jahr voller Rave-Referenzen deshalb so effektiv, weil sie nicht tränenverhangen der Vergangenheit nachtrauerte, sondern spitzbübisch der Gegenwart ein paar Euphoriekristalle über den Gaumen strich. Der Nachfolger auf dem eigenen Label Rough Grade (geddit?) schickt sich ebenso an, die Montagmorgenschicht umfunktionierter Berliner Industriemonolithen zwei Jahrzehnte zurück auf eine freie Feldfläche außerhalb des Londoner Autobahnrings zu katapultieren. Der drückende Breakbeat von »Lights Down« ruft per ausgelagertem Selbstzitat dieselbe Kurz-Doku auf, die bereits mit »Fantazia« zitiert wurde, verhält sich ansonsten jedoch gemäßigter. Kein Banger, sondern ein Techno-Stepper für die verlorenen Stunden nach Sonnenaufgang. Mehr Tooligkeit gibt es dagegen mit dem titelgebenden »Full Effect« zu hören, der rhythmisch ähnliche Feinheiten mit Peak-Time-Ansprüchen und staubsaugende Chords mit harten Piano-Stabs zusammenbringen will. Mit den Neunzigern gesprochen: Belgien trifft Ibiza, zwei Sorten Spaß werden überambitioniert zusammendosiert. Der slammende House-Barock wird zwar niemanden direkt ins Comedown stoßen, die leichtfüßige Subtilität der tollen B-Seite kann sein Zusammenspiel von ätherischen Melodien und aufgekratzten Vocal-Schnipseln allerdings doch wesentlich konziser auf den Punkt bringen. J Choirboy ist eben auch dann am effektivsten, wenn er den Exzess gezielt antriggert und ihn nicht forciert.
Full Effect