Wenngleich arg verlustreich, entpuppt sich 2016 zu seinem Ende hin immer mehr auch als ein Jahr der Rückkehr alter Helden. Nachdem sich z.B. gewisse Native Tongue Vorreiter neu firmierten, kommen nun Ninja Tunes-Gründer Jon More und Matt Black alias Coldcut mit einer frischen EP um die Ecke – und insofern mit ihrem ersten physischen Release nach zehn Jahren. Für die fünf Tracks von »Only Heaven« bestellten sie Producer Dave Taylor zu sich ins Studio, der wohl für eine gewisse Glätte sorgte. Denn während schon das Coverartwork alphabetisch geordnete Buchstaben auffährt, wirkt »Only Heaven« zwar blank poliert, ohne aber entgratet worden zu sein. Der Sound bleibt eckig und kantig, um herausstechen zu können. Das gefällt den featured Artists, namentlich Label- und Soulmate Roses Gabor und Brit-Bap-Reibeisen Roots Manuva. Erstere verleiht den Songs mit ihrer Stimme eine bittersüße Aura, der Zweite ist eh immer eine verlässliche Instanz für geistreich-pointierte Gastparts. Gleich im Opener, dem Titeltrack, fusionieren sie mit Coldcut für ein somnambules Downbeat-Monster, das der EP, gemeinsam mit »Quality Control«, einen Rahmen stellt. Die beiden Tracks mäandern mit der Schönheit leiser Melancholie zwischen Drama und Suspense, spärlich instrumentiert, die Neunziger noch in Sichtweite, Heroin Chic als Klangerlebnis. Dazwischen beschleunigen die hektische Garage House-Nummer »Donalds Wig« und »Creative« via Trainspotting im Nachtexpress. »Dreamboat« aber holt das Ding abgehakt-abgehangen wieder zurück. Klar, soll ja alles »dissentertainment« sein, sagen Coldcut. Fazit: Schlechte Lügner, starke EP.
Only Heaven EP