Wann kommen eigentlich die ersten Reggae-Versionen von Karlheinz Stockhausen? Dass dem Genre keine Grenzen bei der (doch nicht etwa unrechtmäßigen?) kulturellen Aneignung gesetzt sind, haben Reggae-Musiker mit schönster Regelmäßigkeit bewiesen, von Bearbeitungen der Beatles bis zum französischen Chanson. Selbstverständlich macht Disco da keine Ausnahme. Im Reggae hatte während der Disco-Ära längst der Dub seinen Siegeszug angetreten, und so gibt es großzügig verhallte Versionen zum Beispiel von Jean Carns »Don’t Let it Go to Your Head«, hier von Black Harmony auf sieben Minuten kunstvoll zerlegt. Nicht minder erfreulich das dublastige »Ring My Bell« der Blood Sisters. Allein die Coverversion von »Rappers Delight« bleibt eine Mogelpackung: Xanadu und Sweet Lady kopieren einfach das Original und haben lediglich die Texte an ihre Sprecherinnenposition angepasst. Für die Neuauflage haben Soul Jazz noch einmal fünf Reggae-Disco-Perlen dazugepackt und die Compilation um ein gutes Drittel erweitert. Sehr gelungen dabei Sharron Forresters »Love Don’t Live Here Anymore« mit seiner melancholischen Schunkeligkeit. Der Übergang zu – womöglich unfreiwilliger – Komik ist mitunter fließend, vor allem fanatische Michael Jackson-Fans könnten bei der von Derrick Laro und Trinity dargebotenen Fassung von »Don’t Stop ‚Til You Get Enough« nur wenig Spaß verstehen. Andererseits: Muss man wirklich immer auf die Gefühle von allen Rücksicht nehmen? Reggae Beat Goes On.
Hustle! Reggae Disco - Kingston, London, New York