Review Soundtrack

Oneohtrix Point Never

Good Time OST

Warp • 2017

Soundtracks sind ja in erster Linie Gebrauchsmusik, und mögen sie noch so schön sein. Große Vertreter des Fachs wie Ennio Morricone sind sich dieser untergeordneten Funktion ihres Schaffens durchaus bewusst. Ohne damit ihre eigene Leistung kleinreden zu wollen. Muss Daniel Lopatin aka Oneohtrix Ppoint Never auch nicht bei seinem Beitrag zum Thriller »Good Time« der Brüder Ben und Joshua Safdie. Cool ist der Film, cool ist die Musik. In erster Linie scheint Lopatin sich diesmal an den Klängen von Achtziger-Filmmusiken der brachialeren Art orientiert zu haben. Arpeggien trudeln durch die Gegend, lädierte Synthesizer erheben sich mit stählernen Schwingen in die Lüfte, alles perfekt eingepasst in die temporeiche Überfallgeschichte. Und umgekehrt verwendet Lopatin regelmäßig Zitate aus der Tonspur des Films, greift Dialogschnipsel auf, verfremdet sie gern kräftig, streut Sirenenlärm dazwischen, nie den Fluss der Dinge aus dem Blick verlierend. Man könnte einwenden, dass dieses Album am ehesten den Charakter einer Stilübung hat, wenn man es mit konzeptuell so ausgefeilten Platten wie **»Replica«“:https://www.hhv-mag.com/de/review/1651/oneohtrix-point-never-replica vergleicht – das bei aller Innovation im Umgang mit Audiomüll allerdings auch ein gewisses Nervpotential birgt. Weniger Bleeding-edge-Ehrgeiz diesmal, dafür klappt es bestens mit der verbeulten Eleganz. Und mit seinem Gastsänger Iggy Pop kommt am Ende noch eine echte Pop-Überraschung. Bei den Filmfestspielen von Cannes gab es den Preis für den besten Soundtrack. Das wäre auch das Mindeste gewesen.