Review Rock

Cristobal And The Sea

Exitoca

City Slang • 2017

Nach dem für ein Debüt erstaunlich ausformulierten »Sugar Now« unterzieht das junge Quartett ihrem Tropicalia-Pop auf dem Nachfolger »Exitoca« eine Generalüberholung. Das überrascht insofern, da man glaubte, dass die Band schnell ihre Nische gefunden hat – und es sich in dieser nun weiter bequem machen würde. Doch anstatt sich weiter auf Folk, Indie und Samba, hippieske Flöten und Harmoniegesänge zu verlassen, experimentieren Cristobal And The Sea nun mit elektronischen Rhythmen, aufgedrehten Synths und allerlei Effekten. Dazu kommt, dass knapp die Hälfte der neuen Stücke unter zwei Minuten bleibt und diese somit eher den Charakter von Skizzen, Demos oder gar Skits haben; beispielsweise die Beach-Boys-Miniatur »Brother«. Neben Cumbia-Beats & Co. hat die Band auf »Exitoca« aber auch sehr viel poppigere Refrains mit an Bord, wie das mehr als Radio-taugliche »Steal My Phone«, die Stimmung bleibt ausgelassen, sommerlich und optimistisch. In der zweiten Hälfte des Albums greifen Cristobal And The Sea dann vermehrt auf bewährte Sounds zurück – »Before Nine« steht dafür exemplarisch: hier tauchen neben Harmoniegesängen sogar Flöten und Jugs auf, die man vom kubanischen Son oder den 13th Floor Elevators kennt. Sowohl die Überraschung als auch die Mischung aus frischen Einflüssen und bewährten Elementen gelingt – auch wenn, wie das Covermotiv, nicht immer alles mit einem stilistisch sicheren Händchen ausgewählt wurde. Am Ende überzeugt »Exitoca« durch die gelungene Balance zwischen Risikobereitschaft und einem eher drögen Alles-wie-bisher.