Review

Grandbrothers

Open

City Slang • 2017

Alles begann am Düsseldorfer Institut für Musik und Medien. Dort lernten sich Erol Sarp und Lukas Vogel als Studenten kennen, eine gemeinsame Vorliebe für John Cage wurde ebenso schnell ausgemacht wie das Klavier als Hauptinstrument bestimmt. Als Grandbrothers verbinden die beiden nun auf ihrem zweiten Album »Open« einen Strang der Neuen Klassik mit beinahe ebenfalls als »klassisch« zu bezeichnenden Elementen der Club-Musik. Nur sind die Beats sehr viel organischer und zurückhaltender, da sie nicht aus elektronischen Klangerzeugern stammen, sondern alles mithilfe eines aufs Äußerste präparierten Pianos aufgenommen wurde, treffend bezeichnet als »Operation am offenen Herzen eines Flügels«. Während Sarp den klassischen Pianisten gibt, nutzt Vogel das Klavier eher als Percussioninstrument, erzeugt durch Magnetfelder Töne, die er dann wiederum mit Effekten verfremdet, sampelt und loopt. Viele kleine Klaviermotive werden Layer um Layer aufgeschichtet, ineinander übergeblendet und für jeden Track eine eigene Dramaturgie entworfen, womit ein natürlicher Flow erzeugt wird und »Open« seinem Namen alle Ehre macht, denn nach allen Seiten offen ist der Soundentwurf der Grandbrothers. Oberflächlich könnte man deshalb bemängeln, es würden echte Höhepunkte fehlen. Allerdings sind die zehn Tracks bei aller Unaufdringlichkeit einfach so organisch, dass man all die kleinen Highlights schnell überhören kann. Also heißt es aufgeschlossen sein und Ohren spitzen.