Wäre Donkey Kong in der Lage, Musik zu produzieren, »Pèze-Piton« wäre sein erstes Studioalbum geworden. Die bauchigen Bässe und hölzernen Drums klingen, als habe sie Nintendos berühmter Affe eigenhändig in den Dschungel geschmissen. Tatsächlich stammt das Album von RAMZi, es ist das fünfte der Kanadierin, das zweite auf Platte. 2013 veröffentlichte sie ihre erste Kassette und wurde schnell zum Liebling von Kassettensammlern, von Bandcamp-Besserwissern und Offbeat-Bloggern, von allen Portalen, die abseits der großen Hype-Maschinen der Geschmacks-Elite ihr Futter lieferten. Spätestens mit ihrem 2015er Album »Houti Kushi« auf dem immer interessanten Vancouver-Label 1080p war sie ein Major Player für Menschen, die stets nach neuer andersartiger Musik lechzen, und ein Geheimtipp bei allen anderen. »Pèze-Piton« ist nicht weniger »exotisch« als RAMZis bisherige Releases, aber es ist ihr kohärentester. Ein dicker Elefant mit Betäubungspfeil im Arsch trampelt den Tracks den Weg frei, er taumelt dem Album seine Linie. Heruntergepitchte Stimmfetzen versuchen sich über den wuchernden Trommeln zu orientieren, das erinnert an die großartigen und schnell vergriffenen Alben von Black Zone Myth Chant. Wenn RAMZi in manchen Tracks dem Rhythmus so richtig Raum gibt, hört man auch wieder deutlich, was der eigentliche Puls ihrer Musik ist: House. House mit Kriegsbemalung auf einer Palme beim Kokosnuss-Sammeln halt. Das Interessante an »Pèze-Piton« ist, dass es wie so viele Veröffentlichungen der jüngsten Zeit, seine Inspiration aus der Ferne und dessen (imaginierter) Flora und Fauna zu ziehen scheint – dabei aber gänzlich digital klingt. Das ist ein erfrischender Bruch im derzeitigen Haptik-Hype. Sie kaschiert nicht, dass Tapier und Tukan aus dem Laptop kommen und entwirft so ein ziemlich faszinierenden 3D-Abdruck einer fernen Welt, schafft es die vermeintlich widersprüchlichen Zuschreibungen wild und artifiziell zu vereinen.
Peze-Piton