Haudegen – das ist in doppelter Hinsicht eine korrekte Beschreibung für [The Herbaliser](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/2662/the-herbaliser,) denn neben der schlichten Bedeutung trifft auch der mitschwingende Anachronismus auf das Ninja-Tune-Urgestein zu. Das ursprüngliche Duo aus Jake Wherry und Ollie Teeba sorgte ab Mitte der 1990er Jahre mit Alben wie »Remedies« und »Something Wicked This Way Comes« dafür, dass Ninja Tune zum unverwechselbaren Kult-Label aufstieg. Und dieser spezielle Herbaliser-Sound aus groovigen Hip Hop-Beats mit fetten Bläsersätzen, Scratches und Samples aus Soundtracks steckt natürlich auch wieder im nun achten und ersten Album für BBE »Bring Out The Sound«. Inzwischen zur gefeierten Live-Band gewachsen, fokussieren sich The Herbaliser auf das, was sie am besten können und weben vermehrt Jazz, Funk, Downtempo und ja sogar Pop (im mondänen »Seize The Day« oder im leicht psychedelischen »Over & Over«) in ihre Songs ein. Das klingt meist nach der guten alten Zeit vor Autotune und Trap – und gerade aufgrund dieser Wir-scheißen-auf-Trends-Attitüde machen die 13 neuen Stücke Spaß. Besonders glücklich kann sich schätzen, wer sich so hochkarätige Gäste wie Just Jack, Grime-MC Rodney P oder Mark Keds von der britischen Kultband Senseless Things ins Studio laden kann. The Herbaliser verstehen es dabei, sich zurückzunehmen und den Vokalisten die Führung zu überlassen. Aber »Bring Out The Sound« ist kein Feature-Album, The Herbaliser weder lediglich Studio-Band noch Kuratoren der eigenen Musik. Die alten Sound-Haudegen haben es nur mal wieder geschafft, ein so souveränes wie gut ausbalanciertes Album aufzunehmen.
Bring Out The Sound