Review

Richenel

Perfect Stranger

Music From Memory • 2018

Wieder so ein Musiker, den man eher nicht auf dem Schirm hatte. Hubertus Richenel Baars aus Amsterdam, seit den 1980er Jahren als Richenel aktiv. Sieht ein bisschen aus wie Prince, klingt auch ein bisschen so, allerdings mit stärkeren Akzenten in Richtung Soft Cell, und nicht nur, was die Klangausstattung angeht: In Songs wie »Memo« nähert sich Richenel sogar mit seinem Timbre der Stimme Marc Almonds. An anderer Stelle überwiegt ein klassischer Soul-Einschlag nach afroamerikanischem Vorbild. »Perfect Stranger« ist die zweite EP von Music From Memory mit Material aus dem frühen Schaffen des Popkünstlers mit extravaganter Garderobe – Richenel ist gelernter Kostümbildner. Synthiepop mit viel Funk, manchmal mit noch mehr Funk, auch ein Rap ist bei Richenel drin, selbst wenn der als »Rap Apocalypse« firmiert. Alles überzeugend dargeboten. Leute wie Snax scheinen da später, mit rund 20 Jahren Abstand, gar nicht mehr allzu viel Neues beigesteuert zu haben. Drumcomputer, Synthesizer, hier und da ein Bass (Slap!) und ein gelegentliches Saxofon sind alles, was der Gesang von Richenel benötigt, um sich zu entfalten. Dezidiert camp und mit minimalen Mitteln produziert, schönster Bedroom-Stil, gute Sache.