Als eine der geheimnisumwobenen Verrückten der Hippie-Ära verschwand Kali Bahlu schon kurz nach Erscheinen ihres ersten und einzigen Albums in der Versenkung. World Pacific Records brachte damals einige der ersten wegweisenden Alben von Ravi Shankar, Chet Baker und Chico Hamilton raus. Das Label machte sich mit seiner kosmopoliten Veröffentlichungspolitik schnell einen Namen unter den Beatniks der Westküste, verhalf aber u.a. auch so obskuren Perlen wie Pat Healys sahnig verträumtem »Just Before Dawn« (1958) oder eben Kali Bahlus »Cosmic Remembrance« (1967) zu einem breiteren Publikum. Dennoch findet man selbst in den allwissenden Weiten des Netzes nur eine Handvoll Gerüchte über den Verbleib Bahlus – war sie eine kalifornische Erzieherin mit einer Schwäche für LSD? Eine durchgeknallte Hohepriesterin in einer Kommune? Die Großmutter von Grimes? Oder doch nur eine Büroangestellte, die in ihrer Freizeit eben gerne halb improvisierte Märchen von wütenden Buddhas, Goblins und astrologischen Konstellationen vorträgt? Sitar und Tabla untermalen die oratorisch anmutende Erzählung, verleihen ihr eine teilweise mystische, teilweise aber auch heiter-kindliche Atmosphäre, sporadisch durchbrochen von ruppigen Gitarrenchords und einem passend zur Handlung eingesetzten Gong. Wie bei kaum einem anderen Album der späten 1960er Jahre, ist der musikalische Mehrwert von »Cosmic Remembrance« an seinen kulturellen Kontext geknüpft. Die exzentrische, leicht wahnsinnige Intonation psychedelischer Folklore, gepaart mit Raga-Elementen der hindustanischen Klassik und experimentellen Ansätzen mag heute aufgesetzt wirken, doch nahm sich die Interpretin wahrscheinlich schon damals nicht allzu ernst. Vielleicht ist Bahlus Geschichte zwischen den Zeilen aber auch eine kluge, verschlüsselte Parabel ihrer Zeit, die man nur im Rausch rafft.
Cosmic Remembrance