Ed Longo sehnt sich nach vergangenen Zeiten zurück. Das verrät nicht nur das in pastellfarbener Retro-Ästhetik gestaltete Cover und der sehr abstrakte Klappentext, der die »schizophrenia of the internet-age« bedauert. Es spricht aus jedem Instrument und jeder Melodie dieser fünf Tracks. Und das sind einige Instrumente: Querflöte, Klavier, Marimba, Saxofon, Gitarren, sogar zwei Sängerinnen sind als Teil des Applied Arts Ensemble zu hören, das aus vielen Einzelaufnahmen besteht, die quer durch Europa aufgenommen wurden. In bester 70s-Manier klimpert hier das Keyboard, säuselt die Stimme auf Französisch und boogiet die Bassgitarre. Das ist aufwändig produziert und macht tatsächlich in Sachen Ganzheitlichkeit und Klang was her. Ob es mehr als ziemlich gute Hintergrundmusik sein kann oder gar will, bleibt jedoch fragwürdig. Denn der ideale Platz des Ensembles wäre auf der Terrasse einer südfranzösischen Villa unter Palmen, während am Pool die Piña Coladas geschlürft werden. Wenn das mit dem Klimawandel so weitergeht, wird solch sommerliche Musik sicherlich auch hierzulande mehr gebraucht werden. Der nostalgische Blick nach hinten und das wehleidige Saxofon, das die Hörerinnen und Hörer auf dem letzten Track der Platte »Trouble in Paradise« verabschiedet, werden dann aber mindestens genauso nötig sein.
The Other Fantasy