Als Alexander Tucker 2006 mit »Furrowed Brow« debütierte, war das Beet für folkish music gerade hervorragend bestellt. Jenseits des Atlantiks dehnten und zerrten Bands wie Jackie O-Motherfucker, Charalambides oder Sunburned Hand of the Man an den Grundfesten des Genres. Die einschlägigen Medien tauften das Phänomen New Weird America. Währenddessen wurden in Großbritannien Bert Jansch oder Vashti Bunyan wiederentdeckt. Von hier kamen auch einige Labels, die diesen Sound groß gemacht haben, wie Fire Records, Fat Cat oder ATP Recordings. Alexander Tuckers krude Mischung aus Bedrohlichkeit und zahmer Klarheit passte da genau rein. Ein bärtiger Mann mit einer die Helligkeit des Flügelschlags von Tinker Bell imitierenden Stimme. Doch Trends kommen und gehen. So auch dieser – und es wurde still um Alexander Tucker. Sechs Jahre lang gab es kein Soloalbum. Dafür andere Projekte: Grumbling Fur und Imbogodon Im letzten Jahr hat sich der Musiker aus der Grafschaft Kent dann mit »Don’t Look Away« zurückgemeldet. Genau ein Jahr später folgt nun »Guild of the Asbestos Weaver«. Beide Alben sind sehr gut. Das neue vielleicht sogar einen Ticken besser, weil in sich stimmiger. Das mag daran liegen, dass es diesmal nur fünf statt zehn Stücke sind, bei derselben Laufzeit von 40 Minuten. Und das Alexander Tucker noch mehr seinem Können als Komponist vertraut, gute Einfälle laufen lässt, neue Impulse punktgenau setzt, wenn es ins Uferlose abzudriften scheint. Auch das Repetitive wird mehr herausgestellt, wodurch sich dieses inzwischen siebte Album elektronischer anfühlt, ein bisschen wie die Fuck Buttons ohne die harten Beats. Das einzige, was ich hier vorwerfen kann, ist, dass es sich um Musik handelt, für die mir partout kein passender Anlass einfallen will.
Guild Of The Asbestos Weaver