Review Rock

Real Estate

The Main Thing

Domino • 2020

Real Estate machen einfach immer weiter: Alle drei Jahre erscheint ein neues Album der Leisetreter aus Ridgewood, New Jersey und auch ihr fünftes, »The Main Thing«, hat alle Qualitäten seiner Vorgänger. Am geschmeidig-verträumten Indie-Soft-Rock hat sich nicht viel geändert: ein paar Streicher hier, einige dezent-flirrende Synth-Einsätze und verhuschte Drum-Machine-Patterns da. Das Grundgerüst aus sanftem Gesang, eingängigen Refrains, klaren Gitarrenlinien und in Watte gepackten Schlagzeug steht nach wie vor stabil. Dazu setzt sich Haupt-Songschreiber Martin Courtney in seinen so persönlichen wie universellen Texten mit der eigenen Existenz und ihrer Vergänglichkeit in einer durch Politik und Umweltzerstörung bedrohten und gleichzeitig bedrohlichen Welt auseinander. Neu ist allerdings, dass er seine Lovesongs nicht mehr nur an seine Frau adressiert, sondern auch an seine Kinder. So heißt es in »You« noch verhalten optimistisch »For now enjoy the innocence / I can’t imagine what will be / In your earliest memories«, nur um einige Songs später seinem Beschützerinstinkt Ausdruck zu verleihen: »Can’t let you wander off / Out in this wicked world« (»Silent World«). Dazu darf Gitarrist Julian Lynch mit »Also A But« erstmals ein eigenes Lied einbringen, taucht ein überraschendes Feature mit Sylvan Esso auf und auch dass das Artwork von Black Dice‘ Bjorn Copeland stammt, hätte man von Real Estate wohl nicht unbedingt erwartet. Das Rad der Zeit dreht sich also unaufhörlich weiter, es gibt einige feste Konstanten, doch auch stets subtile Veränderung – und Real Estate machen einfach immer weiter gute Alben.