Anderswo ist die Welt noch in Ordnung, weil eben diese Welt eine andere ist. Klingt doch logisch! »Planète Contraire« lautet der Titel von Jack Hamills zweiter EP für Dekmantel und übersetzt heißt das soviel wie »Gegenplanet«. Dabei scheint der Titeltrack doch viel eher für etwas zu plädieren: mehr Liebe, mehr gniedelige Synthie-Melodie, mehr Musik mit ohne Scham. Die Bassline bounct im Italo-Modus, die Chords lassen einen Proto-House-Sound laut werden, erinnern in ihrer Akzentsetzung nebenbei noch an Dasos Überhit »Meine« und im Gesamten umarmt Space Dimension Controller für 6 Minuten und 39 Sekunden den Gerätepark mit einer naiven Innigkeit, wie sie sonst für Fatima Yamaha reserviert ist. Schön! Auch »2 Synths & An 808« ist eine Huldigung, wenngleich eine ungleich konkretere: Der Titel verneigt sich vor Electronome und seinen legendären Electro-Tracks mit dem Titel »Een Drumcomputer & Een Synthesizer«. Mit dem schroffen Westküsten-Sound des Niederländers allerdings hat Hamills fünfeinhalbminütige Reduktionsetüde nicht allzu viel zu tun. Auch nicht in Sachen Qualität. Leider. Wo Electronome mit geringsten Mitteln das Maximum an Drive heraufbeschwören konnte, gelingt Space Dimension Controller ein Vierteljahrhundert später ein rudimentärer Jam, der dank einer recht infektiösen Bassline vielleicht in den Achtzigern noch im Abspann einer nächtlich ausgestrahlten Fernsehserie seinen Platz gefunden hätte, im Gesamten jedoch trotz seiner The-Flirts-Gedenkmelodie zum Schluss nicht überzeugen kann. Dann doch lieber zurück auf die Gegenwelt, ein bisschen schaffeln und schwoofen. Dort ist schließlich alles noch in Ordnung.
Planète Contraire