Keine Zeit für große Erklärungen, denn Jazz ist sowieso viel größer als alles sonst. Nur so viel: Jazzman Records gräbt seit über 20 Jahren zielsicher Perlen aus den Sparten Soul, Funk und eben auch Jazz aus und spendiert ihnen entsprechende Wiederveröffentlichungen. In der Reihe Spiritual Jazz ist nun ein anderes Label als Fundgrube dran: SteepleChase aus Dänemark. Denn dort lag einst der Zufluchtsort für viele Künstler, die nach den Hochphasen des Jazz in den Sechzigerjahren ihre Plattenverträge verloren hatten. Der nicht kleine Backkatalog des Labels würde gar eine eigene Sichtung lohnen, doch mit »Spiritual Jazz 11« gibt es bereits elf Songs von verschiedenen Künstlern gesammelt. Die Bandbreite reicht dabei von dem nervösen »Tipe Tizwe« von Jim McNeely, das mit karibischen Klängen kokettiert, hin zu »The Time Of This World Is At Hand« von Billy Gault, was deutlich konventioneller daherkommt, sich an einer Gesangslinie abarbeitet und einem Thema folgt. Überhaupt bleibt hier alles sehr hörbar, weder Avantgarde noch Freejazz kommen hier zum Einsatz. Ist das nun ein Album für Liebhaber des Genres? Es lassen sich auf jeden Fall bislang unbekannte Künstler entdecken. Von den ewigen Meisterwerken des Jazz ist das natürlich alles weit entfernt, aber wer erwartet das bitte schon? Die Zusammenstellung ist jedoch mehr als ein bloßes Zeitdokument oder eine Raritätensammlung. Es sind eben einfach elf sehr, sehr gute Songs. Manchmal muss das eben reichen. Und bei »Spiritual Jazz 11: SteepleChase« tut es das auf alle Fälle.
Volume 11: Steeplechase