Vor sechs Jahren brachte er sein Debütalbum »A Constant Moth« heraus. Chester Raj Anand war damals 22 Jahre alt, machte Musik, die wie avancierter Instrumental-Hip Hop klang und veröffentlichte bevorzugt unter dem Alias Lord Raja Jetzt erscheint sein erstes Album unter eigenem Namen, und es klingt sehr anders als die flirrenden nervösen Beats des Lord Raja. »Strawberry« ist eine Herbst-und-Regen-Platte, wenn man so will. Synthesizer, Tonband und Field Recordings sind diesmal seine Zutaten – statt der Laptop-Algorithmen von früher. Keine zerhackten Rhythmusungetüme, dafür zögerlich-introspektive Melodien, die durch weitgehend offen gehaltene Miniaturen vorsichtig ihren Weg suchen. Immer wieder hört man Stimmen, Geräusche, die von menschlicher Zivilisation künden, teils aus dem Fernseher, alles sehr spärlich arrangiert. Entstanden auf einer Reise nach Tokio, ist viel Japanisch zu vernehmen, Ansagen, Dialoge, keine Ahnung, wovon da die Rede ist. Unaufdringlich wie die restlichen Klänge, hat Chester Raj Anand eine Art abstraktes Pop-Album zusammengestellt, fast mehr Ambient als instrumentale Songs, mit reduzierten Mitteln, die nie direkt um Aufmerksamkeit bitten. Es sind Töne, die sich entziehen, wenn man nicht hinhört. Und manchmal auch dann, wenn man genau zuhört.
João Gilberto
Amoroso
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