Review Folk Rock

The Microphones

Microphones in 2020

P.W. Eleverum & Sun • 2020

Als die letzte Platte der Microphones erschien, steckten in der Geburtstagstorte von Frontmann Phil Elverum gerade einmal 25 Kerzen. 17 Jahre später hat die Melancholie den Musiker mit voller Wucht erwischt. Innerhalb von zwölf Monaten nahm er das sechste Album der Microphones im Alleingang auf. Wie schon die Vorgänger, die mit unterschiedlichen Liedlängen und Formaten spielten, fällt auch »Microphones In 2020« aus der Norm. Die Platte besteht aus einem einzigen Stück mit einer Dauer von 44 Minuten und 44 Sekunden. »The song doesn‘t seem to end. That‘s the point«, heißt es in der Presseinfo. Tatsächlich verlangt das Album eine Menge Geduld. Elverum nimmt sich in der knappen Dreiviertelstunde Zeit, suhlt sich in Monotonie und verzichtet auf einen offensichtlichen Spannungsbogen. In den ersten acht Minuten wiederholt der 42-Jährige die immer gleichen Akkorde. Nur unauffällige Percussions begleiten ihn. Dann setzt plötzlich seine Stimme ein und erlöst aus der unerträglich gewordenen Eintönigkeit: »I keep on not dying, the sun keeps on rising.« Vier Minuten später kommen verzerrte Gitarren hinzu. Bei Minute 14 erzeugen rumpelnde Drums einen halsbrecherischen Groove. Weitere 180 Sekunden später ist der Spuk vorbei und Elverum hat ohne Schlagzeug und E-Gitarre wieder Schrittgeschwindigkeit erreicht. Spätestens hier entpuppt sich Elverums Genialität. Seien es Klavier- und Mundharmonika-Abschnitte, mehrstimmiger Gesang oder clever eingesetzte Störgeräusche – jedes noch so kleine Element rückt er ins Scheinwerferlicht. »I recorded all night and drive home to my parents house«, singt der Musiker in der Albummitte. Dieser »trip down memory lane« begeistert.