Philipp Otterbach debütiert auf der Langstrecke. Der Residenteur im Kreise des Düsseldorfer Salon des Amateurs bespielt nach vorbeugenden Betriebsausflügen auf Knekelhuis und Tour Messier das Berliner R.I.O. Label mit »Everything Else Matters«. Den Gedanken an die semantische Nähe zur Metallica-Schmonzette sperren wir gleich wieder in den Keller, hier wird mit feinem Gedeck sonisch gefrackt. Wer sich dazu ein paar leuchtende Pilze in den Ofen schiebt, verabschiedet sich spätestens auf dem zwölf Minuten langen DMT-Triptease »I want my Planet Back« ins Land der Flattermäuse. Zwischen Beichtstuhl-Exegese auf Mille Plateaux, Zoom-Workshops mit Trommellegende Niklas Wandt und der okkulten Re-Appropriation von … hust … Weltmusik-Samplern aus dem Ethno-Shop, zerknitterten Merve-Bändchen und Nine-Inch langen Zehennägeln in einstürzenden Plattenbauten darf man im Rausch schon Mal angedüdelt mitklatschen, ohne dass man in Plateauschuhen über Technikutopien schwurbeln müsste. Philipp Otterbach schießt eine Platte raus, bei der man sich aus der Black Lodge schält, um ziellos durch die Gegend zu schweifen; bei der man ohne Plan und Zukunft an der Gegenwart zerrt und den present shock aus einem immanenten Moment des Gegenwärtigen provoziert. Die Vernunft löst sich im vernebelten Stimmenwirrwarr (»Falling & Walking«) von ihren Grenzen, löst sich auf wie Kristalle auf der Zunge, lässt nichts über außer der Wiederholung – tick tock, fuck the clock.
Everything Else Matters